Maximale Emotionen : Wut über Wut

Es ist für uns alle eine psychische Belastung, dass die Gesellschaft von uns erwartet, dass wir uns immer ruhig und gut erzogen verhalten. Doch wie können wir diesen Erwartungen gerecht werden?
Wir werden jeden Tag über bestimmte Dinge wütend, doch für den Umgang mit dieser Emotion, gibt es leider kaum brauchbare Methoden. Methoden, wie "Zeig deine Wut nicht!" oder " Wut ist eine Sünde!", lässt Menschen Wuttechniken anwenden, die schädliche psychologische Konsequenzen haben können.

Die Skala der Wut reicht von verärgert, giftig sein, wütend, empört bis zur Zornigkeit und enormen Wut. Die verschiedenen Varianten unterscheiden sich in ihrer Dauer und ihrer Intensität.


Die Psychologie verwendet Wut und Zorn als Synonyme, obwohl wir den Unterschied an uns selbst merken und spüren können: Wut besteht in einem kurzen Zeitraum, ist jedoch in den Emotionen intensiver, Zorn ist hingegen eine hartnäckigere Version der Wut. Alle Arten und Versionen der Wut sind eine Stressreaktion darauf, wenn wir verletzt werden: also wenn wir in etwas gehindert werden, gedemütigt, einer Sache beraubt, körperlich missbraucht werden usw. Die Wut bereitet uns physisch und psychisch auf einen Gegenangriff vor, gegen die Person, die uns verletzt hat. Und genau da, ist das Problem: Was sollen wir mit unserem Zorn und unserer Wut tun, wenn genau dies von der Gesellschaft verurteilt und bestraft wird?


Wenn wir wütend sind, können wir genau drei Dinge tun: die Wut unterdrücken, ausdrücken oder schweigen. Der Höhepunkt des sogenannten Wutmanagements ist, wenn der Mensch ohne Aggressionen eine Lösung finden kann. Wenn uns jemand wütend macht, lassen wir die Person aufgrund unserer Reaktion darüber wissen. Hierbei ist es wichtig nicht mit einer Beleidigung oder einem physischen oder psychischen Angriff gegenzusteuern, sondern die Person wissen zu lassen, welche Erwartungen wir an sie haben. Humor kann in dieser Situation hilfreich sein, Sarkasmus hingegen nicht. Um unsere Wut nüchtern und konstruktiv ausdrücken zu können, müssen wir uns von der Situation distanzieren, die uns wütend gemacht hat. Wir sollten eine Pause machen und darüber nachdenken, dass die Wut eine übertriebene Reaktion ist: Wir sehen unsere Beschwerde oder Problem als etwas Größeres an, als es eigentlich ist und eine unverhältnismäßige Reaktion kann als proportional angesehen werden. 


Wut kann durch eine bekannte Entspannungstechnik reduziert werden - wir beschäftigen uns dabei aber nicht mit der Wut auslösenden Situation und wie man sie löst, sodass es sich nur um eine symptomatische Behandlung handelt. Die schlimmste Lösung ist die Unterdrückung. Wenn wir unser "Gift" nicht zeigen und ausleben, versuchen wir uns darin selbst zu begraben. Diejenigen, die diese Methode dauerhaft anwenden, werden oftmals depressiv, viele von ihnen werden verbittert und bis ins hohe Alter mürrisch. Es ist ein weitverbreiteter Mythos, dass es in Ordnung ist, wenn sich jemand ab und zu mal austobt, also sich nicht angemessen verhält, sein Verhalten bereut und sich dann wieder  für eine gewisse Zeit angemessen Verhält. Doch so eine Flucht von Wut zur Wut ist eine spezifische Krankheit, die als " Impulskontrollstörung" bezeichnet wird. Typischerweise, gibt es im Leben des Patienten Situationen, in denen er aggressiven Eingebungen, andere anzugreifen nicht widerstehen kann. Der Grad der Aggression ist unverhältnismäßig und weitaus höher als die Ursache des Angriffs. 

  

Natürlich ist nicht nur die Behandlung der Wut wichtig, sondern auch die Prävention. Der einfachste Weg, dies zu tun, besteht darin, Situationen zu vermeiden, von denen wir wissen, dass sie uns sowieso Verärgern und wütend machen. So sollten wir z.B. nicht den Weg fahren, wo wir ständig im Stau stehen. Die Einstellung zu ändern, kann sehr hilfreich sein. Der Psychologe Albert Ellis, der im Jahr 2007 mit 91 Jahren verstarb, stützte seine Verhaltenstherapie auf den Untersuchungen, der falschen Vorstellungen der Menschen über ihr eigenes psychisches Leiden. Laut Ellis lautete einer dieser Wahrnehmungen: " Die Menschen mit denen ich in Kontakt komme, müssen mich immer freundlich, aufmerksam und ehrlich behandeln. Wenn etwas anderes passiert, dann ist das schrecklich und dann sind sie verdammte, beschissene und wertlose Menschen, die mich immer wieder so behandeln werden. Diese haben es nicht verdient in meinem Leben toleriert zu werden und sollten streng dafür bestraft werden, dass sie mich so schändlich behandelt haben."


Ellis karikaturistische Beschreibung macht es leicht, Menschen zu identifizieren, die ständig in dem Zustand edler Empörung leben. In diesem Fall - genauso, wie auch in jedem anderen - besteht der einfachste Weg, mit so einer Situation umzugehen, darin, dass Bewusstsein für unsere eigene Einstellung zu schärfen. Denn selbst wenn wir unsere Umgebung nicht ändern können, können wir es jederzeit selbst probieren.

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